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Julius Frank mit Sohn Günter ca. 1927 28 (Foto Valentin Frank)Der TuS Neuenhaus steht als Verein und
wichtige gesellschaftliche Institution in Neuenhaus
für Vielfalt, Toleranz und Demokratie
und
gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus
.

An dieser Stelle möchte der TuS deshalb heute an sein
ehemaliges jüdisches Vereinsmitglied
Julius Frank
erinnern.

Vor nunmehr 140 Jahren, am 26. August 1884, wurde Julius Frank in Neuenhaus geboren
Während der Hitler-Diktatur fiel er - ebenso wie seine Ehefrau Selma
und sein Sohn Günter - der NS-Vernichtungspolitik zum Opfer.

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Julius Franks Eltern waren Salomon Frank (geb. 1851 in Neuenhaus) und Debora Frank, geborene Alexander (geb. 1855 in Meppen), beide waren jüdischen Glaubens.

Als am 8. Dezember 1907 der Turnverein („TV“) Neuenhaus gegründet wurde, war Julius Frank unter den Gründungsmitgliedern (die heute übliche Bezeichnung Turn- und Sportverein, abgekürzt “TuS“, erhielt der Verein erst 1937). Julius Frank (von Beruf Viehhändler, wie sein Vater), bekleidete in den Jahren zwischen 1909 und 1920 diverse Ämter beim TV Neuenhaus. So war er zeitweise 2. Turnwart, 1. Turnwart, Zeugwart, Schriftführer und 2. Vorsitzender. 1923 trat er aus dem Verein aus, weil dieser ein Theaterstück mit antisemitischer Tendenz aufführte.

Am 27. Oktober 1927 wurden Julius Frank und seine Ehefrau Selma Frank, geborene Hurwitz (geb. 1896 in Levern) Eltern eines Sohnes, der den Namen Günter erhielt. Die Familie hat damals in der Hauptstraße, Hausnummer 55 (= heute Hausnummer 58) gewohnt; zeitweise wohnte sie auch in der damaligen Bahnhofstraße, Hausnummer 31 (= jetzige Veldhausener Straße, Hausnummer 42).

Julius Frank fuhr nach der Pogromnacht im November 1938 - mit Erlaubnis der Gestapo - mit dem Fahrrad nach Enschede/NL, um für Sohn Günter einen Schulplatz zu finden, da dieser wegen seines jüdischen Glaubens in Neuenhaus nicht mehr zur Schule gehen durfte. Als Julius Frank während seines Aufenthaltes in Enschede erkrankte, brachte man ihn ins Amsterdamer Flüchtlingslager. Die angestrebte Rückkehr nach Deutschland verweigerten ihm die deutschen Behörden. Ohne Frau und Sohn je wiedergesehen zu haben, wurde er im August 1942 vom „Judendurchgangslager“ Westerbork/NL, wo er mittlerweile interniert war, ins KZ und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort am 30. September 1942 im Alter von 58 Jahren ermordet.

Selma und Günter Frank wurden im Dezember 1941 ins Ghetto Riga (Lettland) deportiert. Selma Frank (45) starb bald nach der Ankunft. Ihr 14-jähriger Sohn Günter musste Zwangsarbeit leisten; im August 1944 wurde er von Riga ins KZ Stutthof bei Danzig verbracht. Im September 1944 deportierte man ihn weiter nach Auschwitz, wo er kurz darauf im Alter von 16 Jahren ermordet wurde.

2011 wurden in Neuenhaus vor dem Haus Hauptstraße Nummer 58 vom Künstler Gunter Demnig sogenannte Stolpersteine für Julius, Selma und Günter Frank verlegt.

Das renovierte ehemalige Haus Hinken, in dem zukünftig an die jüdischen Einwohner von Neuenhaus erinnert werden soll, wird den Namen „Günter Frank Haus“ tragen. *)

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Norbert Voshaar, Neuenhaus, August 2024

*) Die Eröffnungsveranstaltung ist am 22. September 2024

Folgende ergänzende Hinweise zu diesem Artikel:

a) der Artikel ist als PDF hier runterladbar - einfach klicken

b) eine aktuelle Liste bekannter jüdischer Sportler in der Grafschaft und ihr Schicksal in kurzen Worten als PDF hier runterladbar - einfach klicken


Darüber hinaus gibt es für alle Fußballinteressierten regelmäßige monatliche Rückbelden von Norbert Voshaar, die ihr aktuell unter diesem Link finden könnt:

https://borussia-neuenhaus.de/ueber-den-mtv/aktuelles/news/

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