Tornado-Thorstens“-Schmetterball aus der Reihe „Schläge, die zur Legende wurden“
Leute gibt´s, die gibt es eigentlich gar nicht… Eine Zeitlang war Pause der Kategorie „Schläge, die zur Legende wurden“, was vorrangig daran lag, dass selbst die Redaktion den folglich präsentierten Schlag zunächst mehrere Jahre lang verarbeiten musste. Dieser Schlag darf jedoch in der All-Star-Legenden-Ruhmeshalle des TuS keinesfalls fehlen und schimpft sich „Tornado-Thorstens Schmetterball“. Er müsste eigentlich eher in die Kategorie „Erscheinungen, die zur Legende wurde“ eingestuft werden, denn es ist nicht der Schlag allein, der folglich beschrieben wird, sondern eine Abfolge von Szenen, die letztlich in einem urgewaltigen Schmetterball münden….
Die Sache läuft wie folgt ab: Thorsten Weidemann ist, zumindest an guten Tagen, wenn er z.B. mit den Zwillingen einen entspannten Nachmittag im Zoo verbracht hat, motiviert bis in sämtliche Haarspitzen. Dies allein ist sicher schon einer gewissen Erwähnung wert, denn neben Thorsten gibt es vermutlich nur noch den Erfinder des Arnie-Punches, der mit einer ähnlichen Aggressivität und ähnlichem Siegeswillen die Halle betritt, was beiden nicht zu Unrecht auch den Titel „Kampf-Schwein“ bescherte.
Hat Thorsten also einen „dieser Tage“ erwischt, an denen er nicht gestresst und viel zu spät in der Halle aufkreuzt, bestehen gute Chancen, dass der in der Regel eher gelangweilte Zuschauer, den es tatsächlich bei Spielen auf Bezirksebene im Tischtennis geben soll, „Tornado-Thorsten“ und seinen gefürchteten Schmetterball erleben darf. Potenziert wird diese Chance für den Zuschauer meist noch dadurch, dass Thorsten gegen einen Gegner antritt, gegen welchen er im „Normalfall“ eher Außenseiter ist. Aber was ist schon „normal“ in Zusammenhang mit Thorsten? Bis ins Unendliche gesteigert wird die Chance zudem noch dann, wenn Thorsten im Spiel eins bereits verloren hat und im zweiten Spiel durch Aberglaube verursachter Dummfug wie ein „Seitenwechsel nach der Ballwahl“ oder Ähnliches hinzukommt.
Nun gut – Thorstens Gegner ist also der Favorit und geht auch „normalerweise“ im ersten Satz recht souverän in Führung und bringt Thorsten, entgegen dessen Vorlieben, weit vom Tisch weg. Thorsten läuft und läuft und läuft ,genauso, wie ein VW Käfer oder eine Duracell-Batterie, von Vorn nach Hinten und von Hinten nach Vorn, bis er zu einem gewissen Zeitpunkt noch einen Ballwechsel gewinnt, den man bereits klar abgeschrieben hatte. Mit lautstarken „Jeppa“- oder „Vamos“-Urschreirufen peitscht „Agro-Thorsten“, wie man ihn zu diesem Zeitpunkt auch nennen könnte, sich dann plötzlich wie ein Tornado nach Vorn zurück zum Tisch und bejubelt seinen eigenen Punkt. Völlig überrascht sowohl von der Spielaktion, als auch von der lautstarken Selbstanfeuerung wirkt sein gerade noch hochfavorisierter Gegner plötzlich nur noch halb so groß, wie noch Sekunden vorher. Jetzt ist Thorstens Moment gekommen und erstaunlicher Weise beginnt jetzt gerade auch stets Thorstens Aufschlagspiel!
Thorsten fixiert seinen Gegner und den Tisch kurz aber eindringlich, wirft den Ball zur Angabe hoch und bringt den Ball mit einem extrem einfach aussehenden (!) Rückhandaufschlag lang in des Gegners Rückhand. Dieser ist in der Regel psychisch noch leicht mitgenommen von Thorstens scharfen Blick und dem lautem Urschrei vor dem Ballwechsel und bringt den Ball „nur“ als Konterball bzw. leicht angezogen zurück in Thorstens Spielfeld. Genau in diesem Bruchteil einer Sekunde, sieht man es in Thorstens Augen aufblitzen – ein Tornado scheint auf einen zuzurollen und man hat als Gegner das Bedürfnis sich unter dem Tisch zu verkriechen – zumindest, wenn man den folgenden Schmetterball bereits kennt oder ihn schon einmal begutachten durfte. Thorsten geht mit für seine Verhältnisse ungewöhnlich wenig Beinarbeit, einen kleinen Schritt weiter in die Rückhand und hebt, warum auch immer, das linke Bein. Jetzt (es erinnert ein wenig an den Knipper-Knüppel, was nun passiert) drischt er mit unbändiger Kraft und mit Null Kontrolle auf das kleine weiße unschuldige Zelluloid-Bällchen ein. Wikipedia schreibt, dass ein Tischtennisschmetterball mit bis zu 170 km/h geschlagen werden kann – nur Wikipedia kennt scheinbar Tornado-Thorstens Schmetterball nicht… Nicht selten ist der Ball nach einem solchen Tornado danach reif für den Sondermüll, manchmal jedoch gibt es sogar Situationen, wo man die Granate oder das Kugelschoss aus des Gegners Körper danach hat rausoperieren müssen – wohl dem, der einen Abteilungsarzt hat. Natürlich wird auch die Vollendung des Schlages, der auch stets mit der Vollendung eines Punktes einhergeht von Thorsten mit fanatischen Selbstchoreografien und Jubelstürmen untermalt, so dass sein Gegner, sollte er dem Geschoss dieses Mal noch entgangen sein, bereits mit wackligen Beinen zurück an den Tisch geht. Für Thorsten ist es nun ein Leichtes einen Rückstand aufzuholen und hat bereits im Hinterkopf „das Ding ist save“ und „wenn wir jetzt alles gewinnen…“!
