Die Geschichte vom mexikanischen Fischer
Ein amerikanischer Unternehmer und Multimillionär benötigt eine Auszeit von seinem stressigen Alltag. Er liebt seinen Job und vor allem liebt er das Geld, doch hin und wieder braucht er ein wenig Zeit für sich. Also beschließt er, einen kleinen Urlaub in Mexiko zu machen. Er sucht sich ein nettes Ferienhäuschen direkt am Strand und entflieht seinen Verpflichtungen für eine Woche.
Nach seiner ersten Nacht im Ferienhaus klingelt morgens das Telefon. In der Firma gibt es bereits Probleme und es müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Der Unternehmer bittet um eine Stunde Zeit. Er möchte eine Runde am Strand spazieren, sich in Ruhe Gedanken machen und dann zurückrufen, um seine Entscheidungen durchzugeben.
Am Strand sieht er einen mexikanischen Fischer mittleren Alters, der gerade mit seinem kleinen Fischerboot an einem Steg anlegt. Er denkt sich: Meine Güte, dieser arme Mann. Ich besitze mehrere Millionen Dollar und er muss dort draußen im Meer fischen, um seine Familie zu versorgen. Das Leben kann so hart sein.
Der Unternehmer geht auf den Steg zu und als er sich dem Boot nähert, stellt er erstaunt fest, dass große Thunfische darin liegen. Neugierig schreitet er herüber zum Fischer und sagt: „Entschuldigen Sie bitte. Wie konnten Sie so prächtige Thunfische angeln?“
Der Fischer antwortet: „Nun…ich habe meine Techniken. Mein Vater brachte mir alles über das Fischen bei.“
Der Unternehmer fragt: „Ist Ihnen bewusst, wie viel Geld man in den USA dafür bezahlen würde? Wie viele davon können Sie pro Woche fangen?“
Darauf der Fischer: „Ich weiß es nicht. Mich interessiert ohnehin nur, dass es meiner Familie schmeckt. Ich fange immer nur so viel wie meine Familie braucht. In der Regel fahre ich einmal pro Woche raus.“
„Nur einmal pro Woche?“, fragt der Unternehmer erstaunt. „Was machen Sie denn in der restlichen Zeit?“
„Nun…“, beginnt der Fischer. „Ich verbringe viel Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern. Und an den Abenden gehe ich ins Dorf, wo ich mit meinen Amigos Gitarre spiele und Wein trinke.“
„Nein, nein, nein“, sagt der Unternehmer hastig. „Das ist reine Verschwendung von Ressourcen und Talent. Sehen Sie, ich bin ein sehr reicher Geschäftsmann und ich erkenne ein gutes Geschäft, wenn ich es sehe. Mit Ihren Techniken könnten wir ein riesiges Fischerei-Unternehmen aufbauen. Sie würden reich werden! Sie würden viele Schiffe und Angestellte haben und wir würden Ihnen ein schönes Verwaltungsbüro in New York einrichten.“
Der Fischer sieht den Unternehmer skeptisch an und hebt eine Augenbraue. „Wie lange würde es dauern, ein so großes Unternehmen daraus zu machen?“, fragt er schließlich.
„Also, es könnte durchaus 20 oder 25 Jahre dauern, es bis an die Spitze der Branche zu schaffen“, antwortet der Unternehmer lächelnd.
Daraufhin fragt der Fischer: „Aber was habe ich davon? Was würde es mir bringen, all diese Arbeit zu machen?“
Der Unternehmer schaut ihn ungläubig an. „Das fragen Sie noch?“, sagt er. „Sie würden reich werden und etwas aufbauen, worauf Sie stolz sein können!“
„Ja, aber was habe ich davon?“, fragt der Fischer. „Was kann ich dann mit all dem machen?“
Der Unternehmer grinst breit. „Dann, mein guter Mann…“, sagt er. „Dann können Sie die Füße hochlegen und in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Sie werden Zeit für Ihre Frau und Kinder haben. Sie werden so oft ins Dorf gehen können wie Sie wollen. Sie werden guten Gewissens mit Ihren Amigos Gitarre spielen und Wein trinken können.“
Der Fischer macht für einen kurzen Moment große Augen. Dann fängt er an zu lachen. Er greift in sein Boot und nimmt seine Fische. Höflich wünscht er dem Unternehmer einen schönen Tag und macht sich kopfschüttelnd auf den Weg nach Hause…